Das Hirtentäschel gehört zu jenen Pflanzen, die uns beinahe durch das gesamte phänologische Jahr begleiten. Es säht sich während des Jahres mehrmals selbst aus. Forscher haben festgestellt, dass das Hirtentäschel aufgrund der Klimaerwärmung drei bis vier Generationen pro Jahr bildet, statt der ursprünglich zwei Vegetationszyklen. Das hat für uns Kräuterliebhaber natürlich den Vorteil, dass wir dieses Kraut beinahe das ganze Jahr frisch ernten können. Wir finden es sogar bis zum ersten Schneefall auf unseren Wiesen und Äckern. Bauern sähen die Pflanze auch gerne als Gründüngung aus. Durch die starke Pfahlwurzel lockert das Hirtentäschel den Boden auf und bereitet ihn so bestens für die Aussaat anderer Pflanzen im Folgejahr vor.
Der Name Hirtentäschel bezieht sich auf das Aussehen der Samenschötchen. Ihre herzförmige Optik erinnert an jene der Felltaschen, welche von den Hirten im Mittelalter getragen wurden. Auch der botanische Name Capsella bursa-pastoris hat die gleiche Namensherkunft. Der Gattungsname „capsella“ bedeutet so viel wie „kleine Schachtel“. Die Artenbezeichnung „bursa-pastoris“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Tasche (bursa) des Hirten (pastor).
Aussehen
Auf den ersten Blick zeigt sich das Hirtentäschel sehr unscheinbar. Es gehört zur Familie der Kreuzblütler, was man gut an seinen kleinen weißen, vierzähligen Blütenblättern erkennen kann. Es wird zwischen 15 und 60 Zentimeter hoch. Die Grundblätter sind in einer Blattrosette angeordnet. Die wenigen Blätter am Stiel sind pfeilförmig und umfassen den Stängel. Die Pflanze bildet eine Pfahlwurzel, die bis zu 90 Zentimeter in den Boden reichen kann. Charakteristisch für das Hirtentäschel sind jedoch die herzförmigen, namensgebenden Schötchen in welchen sich je 10-12 Samen befinden. Diese können bis zu 30 Jahre lang keimfähig bleiben. Die Pflanze kann in einem Jahr bis zu vier Generationen ausbilden.
Das Hirtentäschel bevorzugt sonnige Standorte und siedelt sich als Ruderalpflanze gerne an Brachflächen, Wegrändern, Wildwiesen und Äckern an. Sie gilt als Zeigerpflanze für nährstoffreiche Böden.
Volksheilkunde
In der Volksheilkunde ist das Hirtentäschel von großer Bedeutung. Es wurde bereits in der Antike als blutstillendes Mittel eingesetzt. Dieses Anwendungsgebiet hat sich bis heute bewährt. Die Pflanze kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Dabei kommen meist Teezubereitungen, Tinkturen oder Pflanzenpulver zum Einsatz. Besonders bei kleinen Verletzungen der Haut ist die blutstillende, schmerzstillende, zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung sehr beliebt.
In der Volksmedizin gilt das Hirtentäschel auch als geeignetes Mittel zum Stoppen von Blutungen nach der Geburt. Zur Geburtshilfe wird die Pflanze ebenfalls eingesetzt, denn sie besitzt eine gebärmutteranregende bzw. wehenfördernde Wirkung. Aus diesem Grund darf das Hirtentäschel nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, sondern erst kurz vor der Entbindung. Ansonsten ist das Hirtentäschel unbedenklich und nebenwirkungsfrei.
Kulinarik
Auch kulinarisch zeigt sich das Hirtentäschel von seiner besten Seite. Die gesamte Pflanze kann verarbeitet werden. Durch den Gehalt an Senfölglykosiden schmeckt sie kresseartig und hat eine leichte Schärfe. Ihr hoher Gehalt an Vitamin C ist ein weiterer Grund sie regelmäßig in den Speiseplan einzubauen.
Die Blätter eignen sich als Zugabe in Salaten, insbesondere wenn sie gerade frisch ausgetrieben und noch sehr zart sind. Aber auch als Blattgemüse, als Spinatersatz, in Aufläufen oder Aufstrichen sind sie bestens geeignet. Die Blütenstände können ebenfalls als Pfannengemüse oder in Salaten verwendet werden.
Besonders gerne werden die Schötchen verwendet. Sie eignen sich als kleiner Snack zwischendurch oder als herzhafte Garnitur auf diversen Speisen. Die Samen können zu einem senfartigen Würzmus zubereitet werden, was dem Hirtentäschel auch den Beinamen Bauernsenf eingebracht hat. Besonders im Mittelalter war das Hirtentäschel aufgrund seiner guten Verfügbarkeit ein beliebter Ersatz für Senfsaat. Die Wurzel der jungen Pflanze kann getrocknet und gemahlen als scharfes, ingwerähnliches Gewürz verwendet werden.
Räuchern
Nicht nur kulinarisch und heilkundlich ist die Pflanze eine große Bereicherung, sondern auch was ihren feinstofflichen Aspekt anbelangt. Als Räucherung wirkt das Hirtentäschel stimmungsaufhellend, entspannend und konzentrationsfördernd. Es wird bei Stress, Erschöpfungszuständen, Konzentrationsschwäche und zur Entspannung verräuchert. Somit ist dieses Pflänzchen die perfekte Begleitung für unsere heutige Zeit.
Habt ihr das Hirtentäschel bereits verwendet? Wie nutzt ihr es am liebsten?
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