Die Gabe der Beobachtung hat uns Menschen schon zu vielen Erkenntnissen verholfen. So sitzt der Hirte im Schatten eines Baumes, und beobachtete seine Schafe beim Weiden. Er erkennt, dass besonders geschwächte Schafe eine Pflanze besonders bevorzugen, und diese zur schnelleren Genesung fressen. Dies ist die Herkunft des Wortes Schafgarbe. Der Wortteil Garbe leitet sich vom althochdeutschen Wort „garwa“ ab, was heilen oder gesund machen bedeutet.

Der botanische Name der Schafgarbe (Achillea millefolium) basiert hingegen auf der Legende des Achilles. So soll dieser vom Zentaur Chiron gelernt haben, dass er diese Pflanze nutzen kann, um die Wunden seiner Soldaten zu heilen. Eine Abänderung dieser Legende besagt, dass Achilles von der Göttin Aphrodite die Pflanze verabreicht bekam, um seine eigenen Schmerzen zu lindern, nachdem er von einem vergifteten Pfeil tödlich an der Ferse getroffen wurde.

So zeigt sich bereits, dass die Schafgarbe eine sagenumwobene Pflanze ist, die mit ihrer Heilwirkung viel bewirken kann. Auch die keltischen Druiden, sowie viele andere Kulturkreise, nutzten dieses Kraut für Gesundheit und Schutz. Gesundheit verbreitet die Schafgarbe auch in unseren Gärten. Sie schützt im Gemüse- oder Kräuterbeet die benachbarten Pflanzen vor Krankheiten und regeneriert zudem den Boden. In Nachbarschaft von Blütenpflanzen erhöht sie die Intensität des Duftes.

Aussehen

Die Schafgarbe ist häufig auf Wiesen und an Acker- und Waldrändern zu finden, aber siedelt sich auch auf Brachflächen an. Die sonnenliebende Pflanze ist anspruchslos und verträgt sowohl Hitze als auch Frost. Durchschnittlich erreicht das Kraut Wuchshöhen von 30 bis 60 Zentimeter.

Die aufrechten Stiele sind robust und hart. Innen sind sie mit Mark gefüllt. Die Form der Blätter ist charakteristisch für die Schafgarbe. Sie sind stark zerteilt und gefiedert. Sie sind länglich und werden bis zu 10 Zentimeter lang. Durch ihre Form wird die Pflanze auch als „Augenbraue der Venus“ bezeichnet. Im ersten Wuchsjahr der mehrjährigen Pflanze bildet sich nur die Blattrosette. Durch die prägnante Blattform kann diese Pflanze auch leicht außerhalb der Blütezeit bestimmt werden.

Die Schafgarbe zählt zu den Korbblütlern. Jede Einzelblüte besteht aus weißen oder rosafarbenen Zungenblüten, meist 5 an der Zahl, und gelblich-weißen Röhrenblüten im Inneren. Die einzelnen Blüten formen eine Scheindolde. Die Blütezeit beginnt im Frühsommer und kann bis in den späten Herbst andauern.

Nach der Bestäubung bilden sich unscheinbare Samen. Die Verbreitung der Schafgarbe erfolgt sowohl über die Samen, als auch über Wurzelausläufer. Das ausgeprägte, kriechende Wurzelwerk kann eine Länge von bis zu einem Meter aufweisen.

Schafgarbe (Achillea millefolium)

Volksheilkunde

Die Schafgarbe hat in den unterschiedlichsten Kulturkreisen eine große Bedeutung als Heilpflanze. Zum einen wird die Pflanze für ihre wundheilenden Eigenschaften geschätzt. Sie wirkt entzündungshemmend, schmerzstillend und zusammenziehend, was man sich für die Behandlung von Wunden, Hämorrhoiden oder Krampfadern zu Nutze machen kann.

Zum anderen hat die Schafgarbe einen großen Stellenwert in der Frauenheilkunde. Sie wird bei Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt. Die Pflanze fördert die Durchblutung im Beckenbereich und reguliert sowohl eine zu starke als auch zu schwache Regelblutung. Weiters wirkt sie gegen Unterleibskrämpfe. Zudem nutzt man die Schafgarbe auch gegen übermäßige Schweißbildung und Hitzewallungen in den Wechseljahren.

Die Schafgarbe ist ein aromatisches Bittermittel. Die enthaltenen Bitterstoffe fördern die Verdauung, regen den Gallenfluss und die Lebertätigkeit an. Sie kann deshalb vorbeugend bei schwerem, fettigem Essen eingenommen werden, aber lindert ebenfalls die unterschiedlichsten Magen-Darm-Beschwerden.

Weiters stärkt die Schafgarbe den Kreislauf, lindert Kopfschmerzen und ist sogar eine Einschleuserpflanze für Natrium. Das bedeutet, dass die Natrium-Aufnahme durch die gleichzeitige Einnahme von Schafgarbe verbessert wird.

Für die äußerliche Anwendung empfiehlt sich die Zubereitung eines Schafgarben-Öls, aus welchem man auch leicht eine Salbe zubereiten kann. Innerlich bietet sich die Einnahme eines Tees oder eines Kräuterpulvers an. Tinkturen können sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden.

Bereits von den römischen Gelehrten wurde empfohlen, die Pflanze um die Mittagszeit zu sammeln, um eine besonders heilkräftige und intensive Wirkung zu erzielen.

Kulinarik

Als verdauungsfördernde und aromatische Bitterpflanze darf die Schafgarbe gerne ihren Platz in unserem Speiseplan einnehmen. Hierbei ist es empfehlenswert, vorwiegend die jungen Blätter zu nutzen, da diese leicht herb und würzig schmecken. Je älter und größer die Blätter, desto intensiver die Bitterstoffe und der Gerbstoffgehalt.

Die Schafgarbe eignet sich für die Zubereitung unterschiedlichster Speisen. Sie passt in Wildkräutersalate, Suppen, Eintöpfe, Eiergerichte und in Gemüsegerichte jeder Art. Da das Aroma jedoch sehr intensiv sein kann, empfiehlt es sich, die zugegebene Menge langsam zu steigern.

Die Schafgarbe kann aber auch ganz einfach getrocknet und als Gewürz verwendet werden. Auch in Kräutersalzen, Ölen oder Gewürzessig kommt ihr Geschmack wunderbar zur Geltung.

Die Blüten können als milde Würze für süße und pikante Speisen dienen. Sie verströmen einen mild-aromatischen Duft, welcher sich in Teemischungen, als Sirup oder in Wildkräuterlimonaden gut entfaltet.

Räuchern

Die Schafgarbe hat eine lange Tradition als Orakelpflanze. Beispielsweise nutzt man in China die Stängel der Schafgarbe für das I-Ging Orakel, da diese die innere Sicht begünstigen. Im europäischen Raum wurde die Schafgarbe gerne als Liebesorakel verwendet.

Eine Schafgarben-Räucherung fördert die feinstoffliche Wahrnehmung und Intuition. Sie fördert die Traumarbeit und unterstützt das Hervorbringen von Visionen. Darüber hinaus stärkt die Schafgarbe die Konzentrationsfähigkeit, was auch im Alltag überaus hilfreich sein kann.

Darüber hinaus hilft die Schafgarbe dabei, das seelische und energetische Gleichgewicht herzustellen und wieder in die eigene Mitte zu kommen. Die nervenstärkende und beruhigende Wirkung kann auch genutzt werden, wenn man intensive Erfahrungen entspannt verarbeiten möchte. Sie unterstützt uns, die positiven Aspekte dieser Erfahrungen zu sehen und daraus Erkenntnisse und Lernerfahrungen zu ziehen.


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