Der Vollherbst ist die achte Jahreszeit des phänologischen Kalenders. Er beginnt meist um die Zeit der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche und dauert etwa bis in die zweite Oktoberhälfte. Wie auch bei allen anderen Jahreszeiten variieren dessen Beginn und die Dauer von Jahr zu Jahr und von Region zu Region.
Die Tage werden stetig kürzer und man merkt, dass die Nächte nun immer mehr die Oberhand gewinnen. Die Temperaturen sinken merklich, und oft ist ein kalter Wind zu spüren. Der Vollherbst ist geprägt von den klassischen Herbstphänomenen wie der Blattfärbung.
Zeigerpflanzen
Charakteristisch für den Vollherbst ist die Blattverfärbung des Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus). Auch die Haselsträucher (Corylus avellana) und die Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) beginnen ihre Blätter zu verfärben. Dasselbe gilt auch für die Blätter der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), welche in dieser Jahreszeit auch bereits abgeworfen werden.
Die Walnuss (Juglans regia) und die Eichen (Quercus spec.) erreichen nun ihre Fruchtreife. Auf den Feldern wird der Mais (Zea mays) reif und geerntet. Auch die Weinreben (Vitis vinifera) reifen vollständig heran und werden verlesen.
Weitere jahreszeittypische Entwicklungen
Nicht nur die Zeigerpflanzen, sondern auch viele andere Gehölze verfärben im Vollherbst ihre Blätter. Dazu gehören zum Beispiel die Rotbuche (Fagus sylvatica), Robinie (Robinia pseudoacacia), Edelkastanie (Castanea sativa), Salweide (Salix caprea), Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und Linde (Tilia spec.). In unseren Gärten verfärben sich das Laub der Apfel- (Malus domestica) und Kirschbäume (Prunus avium).
Als einziger laubabwerfender, winterkahler Nadelbaum beginnt nun auch die Nadelverfärbung der Lärche (Larix decidua).
Auf den Feldern werden Wintergerste (Hordeum vulgare) und Winterroggen (Secale cereale) ausgesät, während die Zuckerrüben (Beta vulgaris subsp. vulgaris convar. vulgaris var. altissima) ihre Vollreife erlangen und geerntet werden. Kartoffeln (Solanum tuberosum) und Sonnenblumen (Helianthus annuus) sind ebenfalls erntebereit.
Für Kräutersammler
Nach der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche werden traditionell keine Kräuter mehr in der freien Natur gesammelt. Die Pflanzen stehen nun den Tieren als Wintervorrat zur Verfügung.
Auch wenn die Zeit der Kräuterernte zu Ende ist, schenkt uns die Natur im Vollherbst noch einige Früchte wie Walnüsse, Eicheln oder Sonnenblumenkerne. Allerdings sollten auch diese nur noch in kleinen Mengen gesammelt werden. Dafür beginnt jetzt die Zeit des Wurzelgrabens.
Der Vollherbst beschert uns mit wunderschönen Herbstfarben, und trotzdem blicke ich schon melancholisch dem Winter und dem Jahresende entgegen. Es beginnt nun langsam die Zeit der Reflektion auf das beinahe vergangene Jahr. Wie fühlt ihr euch in dieser Jahreszeit?
0 Kommentare