Wir finden das Einjährige Berufkraut den gesamten Sommer auf unseren Wiesen. Die Pflanze besiedelt gerne Ruderalflächen und gilt als Pionierpflanze. Mit ihrer tiefen Wurzel lockert sie den Boden, um beste Wachstumsbedingungen für Folgepflanzen zu schaffen. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Nordamerika, wurde jedoch als Zierpflanze nach Europa eingeführt. Seit dem 18. Jahrhundert verwilderte sie immer mehr und ist mittlerweile in den meisten Teilen der Welt eingebürgert.
Der Name Berufkraut hat nichts mit dem Beruf zu tun, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdient. Das Kraut soll vor dem „Beschreien“ oder „Berufen“ schützen. Das Beschreien bzw. Berufen wird in anderen Kulturkreisen als der Böse Blick bezeichnet. Darunter versteht man Neid, Nachreden, übertriebene Überschwänglichkeit und die falsche Freundlichkeit anderer Menschen, welche oft mit böser Absicht ausgesprochen wird. In der heutigen Zeit kann das Berufen in vielerlei Hinsicht mit Mobbing gleichgesetzt werden. Auch der Ehrenpreis wird dagegen eingesetzt.
Aussehen
Mit einer Wuchshöhe von 50 bis über 100 Zentimeter ist das Einjährige Berufkraut auf unseren Wiesen kaum zu übersehen. Ihre Wurzel reicht ebenfalls bis zu einen Meter in den Boden.
Die kurz gestielten Blätter sind lanzettlich und haben einen leicht gesägten Rand. Der rispenförmige Blütenstand enthält zahlreiche Einzelblüten. Jede Blüte besteht aus weißen bis leicht violett gefärbten Zungenblüten und unzähligen gelben Röhrenblüten. Aufgrund der vielen dünnen und zarten Zungenblüten (50 bis 125 Stück) wird das Einjährige Berufkraut auch Feinstrahl genannt. Wie auch das Gänseblümchen, dessen Blüten dem Berufkraut sehr ähnlich sehen, gehört es zur Familie der Korbblütler. Meist wächst eine einzelne Pflanze nur ein Jahr lang, was sich auch in seinem Namen widerspiegelt.
Ähnlich wie beim Löwenzahn sind die Samen mit kleinen Schirmchen versehen, wodurch diese durch den Wind kilometerweit fortgetragen werden können. Eine einzige Pflanze bildet durchschnittlich bis zu 25.000 Samen.
Volksheilkunde
Das Berufkraut kann ergänzend zu vielen anderen Heilkräutern eingesetzt werden. Es enthält vorwiegend Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide. Es eignet sich als Beikraut bei unterschiedlichen Beschwerden, vorwiegend jedoch bei Erkältungskrankheiten und Entzündungen der Mundschleimhaut und des Halses. Darüber hinaus zeigt es positive Effekte bei Rheuma und Gicht, sowie bei Nierenschwäche und Ödemen. Weiters fördert es die Rekonvaleszenz nach Krankheiten.
Die häufigste und unkomplizierteste Einnahmeform ist die Teezubereitung. Diese kann schluckweise getrunken werden, und bei Halsbeschwerden auch als Gurgellösung eingesetzt werden.
Kulinarik
Durch die enthaltenen Bitterstoffe ist das Berufkraut ein untypisches Speisekraut. Wer jedoch seiner Verdauung etwas Gutes tun möchte, kann die jungen Blätter in den Speiseplan einbauen. Diese können sowohl roh als auch gekocht verzehrt werden.
Räuchern
Beim Räuchern wirkt das Berufkraut gegen das Berufen und stellt somit ein wichtiges Schutzkraut dar. Verräuchert, oder als Strauß in Häusern und Ställen aufgehängt, hält es negative Energien fern. Es wird jedoch auch verräuchert, um Hindernisse aus dem Weg zu schaffen.
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