Der Herbst zieht mit kühlem Wind und wehenden Blättern ins Land. Dies geht oft einher mit dem Bedürfnis, sich in die persönlichen Innenräume zurückzuziehen. Zum einen verbringen wir nun immer mehr Zeit in unseren warmen, gemütlichen Wohnräumen. Zum anderen bekommen wir ebenfalls häufiger den Wunsch, in unsere inneren Seelenräume zu blicken. Dies kann dazu führen, dass wir manchmal das Verlangen verspüren, die Atmosphäre unserer Außenräume, als auch die Stimmung in unseren Innenräumen zu verändern. Für diesen Zweck eignen sich Räucherungen hervorragend. In diesem Beitrag möchte ich auf die grundlegenden Prinzipien und Techniken des Räucherns eingehen. Der Fokus liegt dabei auf dem Räuchern mit heimischen Kräutern.

Warum räuchern wir?

Ursprünglich wurden Räucherungen bereits von steinzeitlichen Kulturen im spirituellen Kontext genutzt. Kräuter wurden in das Feuer geworfen um den Kontakt mit der geistigen Welt herzustellen. Schamanen, Geistliche und Heiler nutzten den aufsteigenden Rauch und die Düfte als Opfergabe, um in der geistigen Welt Klarheit und Unterstützung zu finden. Das Räuchern gilt somit als das älteste Ritual der Menschheitsgeschichte.

Räuchern hat aber nicht nur eine spirituelle Komponente. Es kann auch mit ganz alltagsnahen Themen zusammenhängen. Beispielsweise wurden Räucherungen aus Wacholderholz und -nadeln verwendet, um Lebensmittel länger haltbar zu machen, und um Räume zu desinfizieren. Auch heute noch werden Fleisch, Fisch und Käse geräuchert, um ihre Haltbarkeit zu verbessern.

In der heutigen Zeit werden Räucherungen vor allem für die folgenden Zwecke genutzt:

  • Angenehme Gerüche hervorbringen, um das Wohlbefinden zu steigern
  • Veränderung der Raumatmosphäre, zum Beispiel bei Elektrosmog oder nach Streit
  • Anpassung des Energielevels, durch aktivierende oder entspannende Kräuter
  • Veränderung der Stimmung, beispielsweise durch stimmungsaufhellende Kräuter
  • Stressreduktion
  • Förderung der Konzentration und Unterstützung bei Meditationen
  • Unterstützung beim Loslassen und Auflösen alter Energien, zum Beispiel bei Umzug, Trauer, Verlust, Trennung oder bei Eintritt in eine neue Lebensphase
  • Schnellere Genesung bei Krankheiten
  • Vertreiben von Insekten
  • Rituelle Räucherungen im Jahreskreis, zum Beispiel bei Sonnwendfeiern oder in den Rauhnächten
  • Verbindung mit der Pflanzenseele aufnehmen

Wie an den Beispielen erkenntlich ist, können Räucherungen in allen Lebensbereichen unterstützend wirken. Da die entstehenden Düfte durch die Nase aufgenommen werden und direkt auf das limbische System wirken, können sanfte aber dennoch schnelle Veränderungen erzielt werden. Durch die lange Geschichte des Räucherns greifen wir auf eine sehr traditionelle Methode zurück, welche viele Lebensbereiche positiv beeinflussen kann.

Räuchern eignet sich zur Gestaltung aller Lebensbereiche
Räuchern eignet sich zur Gestaltung aller Lebensbereiche

Methoden des Räucherns

Es gibt unterschiedliche Methoden um mit Kräutern zu räuchern. Im folgenden Abschnitt gehe ich auf die häufigsten ein. Dazu gehört das Räuchern mit einem Stövchen, das Räuchern auf Räucherkohle, und das Räuchern mit selbst gebundenen Räucherbündeln. Eine weitere, oft genutzte Variante ist die Verwendung von Räucherstäbchen und -kegeln. Auf diese Methode wird nicht genauer eingegangen. Ich möchte jedoch anmerken, dass hier sehr stark auf die Qualität der gekauften Produkten geachtet werden soll. Oft sind bei diesen Erzeugnissen leider künstliche Duft- und Farbstoffe enthalten, welche einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit haben können. Als Alternative können solche Räucherprodukte selbst hergestellt werden.

Die einzigen Utensilien die man zum Räuchern benötigt sind Räuchermaterial, eine Hitzequelle (Teelicht oder Räucherkohle) und ein Räuchergefäß. Alle anderen Utensilien wie Räucherfeder oder Räucherzange sind optionale Hilfsmittel.

Räuchern über einem Stövchen

Bei dieser Methode werden die Kräuter über einem Teelicht verbrannt. Ein Räucherstövchen ist ein Gefäß mit einem Räuchersieb, unter welchem das brennende Teelicht platziert wird. Man legt das Räuchermaterial direkt auf das Räuchersieb. Meist werden härtere Pflanzenteile wie Rinden oder Wurzeln in die Mitte des Siebes gelegt, zarte Materialien wie Blätter oder Blüten werden eher am Rand platziert. Diese Räuchermethode ist meine bevorzugte, denn die Kräuter verbrennen nur sehr langsam. Das führt zu einem feineren Geruch und weniger Rauchentwicklung. Besonders für Meditationen und zur Hintergrundbeduftung von Räumen eignet sich diese Methode hervorragend.

Räuchern mit Räucherkohle

Eine sehr häufig verwendete Methode ist das Räuchern auf glühender Räucherkohle. Man zündet die Kohle an und wartet bis diese zu glühen beginnt. Sobald sie mit einer weißen Ascheschicht überzogen ist, legt man die Kräuter auf. Die Kohle legt man am besten in eine mit Sand gefüllte Schale. Wichtig ist es, dass die Kohle, aufgrund der Brandgefahr, nicht verrutschen oder herunterfallen kann. Ich nutze diese Methode vorrangig für Hausräucherungen und rituelle Zwecke. Es werden viele Wirkstoffe in kurzer Zeit freigesetzt. Leider verbrennen die Kräuter recht schnell, was manchmal zu einem intensiven bis unangenehmen Geruch führen kann. Darüber hinaus ist dadurch mehr Kräutermaterial notwendig. Es entsteht meist auch wesentlich mehr Rauch als über dem Stövchen. So kann es passieren, dass der Feuermelder bei dieser Räuchermethode anschlägt. Dafür verstärkt der austretende Rauch die Wirkung der Kräuter.

Nutzung von Räucherbündeln

Die Nutzung von Räucherbüscheln bzw. Räucherbündeln eignet sich besonders, wenn man bei der Herstellung eine enge Verbindung mit den Kräutern aufbauen will. Frische Kräuter werden traditionell zur Zeit der Sommersonnenwende zu Bündeln zusammengebunden und anschließend gut getrocknet. Man verbringt Zeit mit den Kräutern und kann bereits im Vorhinein seine persönliche Intention in die Bündel einflechten. Es ist darauf zu achten, dass die Büschel wirklich gut trocknen, ansonsten besteht Schimmelgefahr. Zum Räuchern werden die Bündel direkt angezündet. Dies kann manchmal zu einem unangenehmen Geruch führen, denn die Kräuter verbrennen dadurch sehr schnell. Entweder legt man die glühenden Räucherbüschel auf eine feuerfeste Unterlage, oder man kann den Rauch mit schwingenden Bewegungen verteilen.

Räucherbündel
Räucherbündel

Was ist beim Räuchern zu beachten?

Einleitend kann gesagt werden, dass man beim Räuchern nichts falsch machen kann. Es gibt in unterschiedlichen Büchern verschiedenste Anleitungen, wie man „richtig“ räuchert. Doch das richtige Räuchern gibt es gar nicht, denn so wie jeder Mensch ist auch jede Räucherpraktik absolut individuell. Natürlich kann und sollte sich jeder persönlich von den unterschiedlichsten Praktiken inspirieren lassen, aber schlussendlich sollte so geräuchert werden, wie es sich persönlich richtig anfühlt. Und das kann sogar von Mal zu Mal vollkommen unterschiedlich sein.

Für mich selbst ist es wichtig, mir beim Räuchern Zeit zu lassen und mich auf den Prozess des Räucherns voll und ganz einzulassen. Sofern der Zweck nicht nur die Raumbeduftung ist, überlege ich mir vorab, welche Intention hinter der Räucherung steht. Das bedeutet, ich formuliere einen konkreten Wunsch, den die Räucherung unterstützen soll. Beispielsweise kann dies die energetische Reinigung eines Raumes, die Kommunikation mit einem Pflanzengeist, und vieles mehr sein. Während der Räucherung bleibe ich gedanklich bei diesem Thema. Räucherungen sind am wirksamsten, wenn die Wirkung der Kräuter mit der persönlichen Intention übereinstimmt.

Meiner Meinung nach gibt es zwei Punkte, die bei Räucherungen jedoch immer beachtet werden sollen. Der erste Punkt ist Brandsicherheit. Unabhängig von der genutzten Methode sollten brennende Gegenstände niemals unbeaufsichtigt gelassen werden. Der zweite Punkt bezieht sich auf die Auswahl des Räuchermaterials. Es ist notwendig, sich der Wirkung der Pflanzen bewusst zu sein, denn einige Pflanzen sind giftig, oder eignen nicht für Schwangere oder allergische Personen.

Haus- und Hofräucherung in den Rauhnächten
Haus- und Hofräucherung in den Rauhnächten

Meine wichtigsten Räucherkräuter

Man kann mit beinahe jedem Kraut räuchern, sofern es gut getrocknet und ungiftig ist. Räuchermaterial bedeutet nicht nur das getrocknete Kraut, sondern kann auch Blüten, Früchte und Wurzeln einschließen. Harze und Rinden sind ebenfalls beliebte Räuchermittel. In diesem Abschnitt möchte ich auf einige für mich wichtige und oft verwendete Räucherkräuter eingehen. Diese sind leicht erhältlich und decken eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten ab. Durch die Kombination zwei oder mehrerer dieser Kräuter können bereits sehr wirksame Räuchermischungen zusammengestellt werden. Natürlich wirken die Kräuter auch einzeln wunderbar.

Johanniskraut

Johanniskraut bringt Sonne in unsere Seele. Es hellt die Stimmung auf und hilft Spannungen abzubauen. Bei Traurigkeit und Kummer streichelt das Kraut die Seele und lässt uns ruhig und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Bei Hausräucherungen eignet sich Johanniskraut bei Elektrosmog und zum Ausgleich nach gereizten Situationen.

Schafgarbe

Schafgarbe eignet sich hervorragend bei Meditationen und zur Traumarbeit. Sie verbessert unsere Intuition und öffnet unseren Geist. Traumerinnerungen treten verstärkt auf und wir erhalten einen besseren Blick auf die Zukunft. Darüber hinaus bringt diese Pflanze unsere Seele ins Gleichgewicht.

Eisenkraut

Das Eisenkraut die Pflanze der Diplomatie. Mir ihr können wir uns innerlich aufrichten und selbstbewusst, mit Mut und Motivation, aber auch mit viel Selbstdisziplin und Gerechtigkeit an neue Themen herantreten. Eisenkraut schützt, reinigt und hat segnende Aspekte. Wenn ihr mehr über diese wunderbare Pflanze erfahren wollt, findet ihr hier ein ausführliches Pflanzenporträt.

Mädesüß

Mädesüß steht für Neubeginn und Übergang. Mit ihr wird geräuchert, wenn man in eine neue Lebensphase eintritt. Auch nach Krankheiten unterstützt die Pflanze die Rekonvaleszenz. Darüber hinaus stärkt die Mädesüß Räucherung unsere Intuition und das Traumbewusstsein.

Beifuß

Beifuß darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Es ist ein traditionelles Räucherkraut, das Schutz, Segen und Reinigung schenkt. Daher wird es sehr gerne für Hausräucherungen und rituelle Zwecke eingesetzt. Es unterstützt die inneren Veränderungsprozesse und regt die Selbstheilung an. Eine Beifuß Räucherung vitalisiert, erwärmt und stärkt die weiblichen Aspekte. Darüber hinaus wird die Visionsfähigkeit unterstützt. Beifuß sollte in der Schwangerschaft jedoch nicht verräuchert werden, da eine wehenauslösende Wirkung eintreten kann.

Für mich ist das Räuchern insbesondere in der kalten Jahreszeit immer wieder eine wunderschöne Erfahrung. Damit kann ich mir nicht nur ein Stück des vergangenen Sommers zurückholen, sondern mein inneres und äußeres Umfeld zu meinen Gunsten beeinflussen. Da ich den größten Teil meiner Räucherkräuter selbst sammle, pflege ich eine sehr vertrauensvolle Verbindung zu meinem Räucherwerk.

Räuchert ihr regelmäßig? Welche ist eure liebste Räuchermethode? Schaut gerne in meinem Shop vorbei, dort findet ihr die unterschiedlichsten, von mir zusammengestellten Räuchermischungen.


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