Die Wilde Möhre begegnet uns häufig auf sommerlichen Wiesen und Feldern, und siedelt sich auch gerne als Beikraut in unseren Gärten an. Mit ihrer hohen Wuchsform und den strahlenden Blüten zeigt sie gerne ihre Präsenz. Doch obwohl uns diese anspruchslose Pflanze häufig begleitet, wissen nur wenige Leute, dass es sich dabei um die Urform unserer Speisekarotte handelt. Die heutzutage beliebte Gartenmöhre (Daucus carota subsp. sativa) gilt als Kreuzungsprodukt zwischen der Wilden Möhre (Daucus carota subsp. carota) und der südeuropäischen Riesenmöhre (Daucus carota subsp. maximus).
Ursprünglich hatten die Karotten weiße, violette und vor allem gelbliche Färbungen. Deshalb wurde die Speisekarotte zuerst als Gelbe Rübe bezeichnet. Im Mittelalter entstanden die ersten orangefarbenen Varianten. Ob die damalige Beliebtheit aufgrund ihres angenehmen Geschmacks, ihrer umfangreichen Heilwirkung, oder aufgrund ihrer Verwendung als Aphrodisiakum entstand, bleibt bis heute ein Rätsel.
Aussehen
Die Wilde Möhre zählt zur Familie der Doldenblütengewächse. Bezeichnend hierfür ist der doppeldoldige Blütenstand, welcher aus vielen kleinen, weißen Einzelblüten besteht. Der Blütenstand besitzt sowohl Hüll- als auch Hüllchenblätter, sowie die charakteristische „Mohrenblüte“. Dies ist eine einzelne dunkelrot bis dunkelviolett gefärbte Blüte, welche in der Mitte der Dolde sitzt. Diese dient nicht nur als ein eindeutiges Bestimmungsmerkmal, sondern übt auf potenzielle Bestäuber eine Signalwirkung aus. Diese Blüte täuscht den bestäubenden Insekten vor, dass hier bereits ein anderes Insekt platzgenommen hat, und es deshalb wohl etwas Schmackhaftes zu holen gibt. Manchmal treten auch 2 oder 3 dieser kleinen dunklen Blüten im Zentrum der Dolde auf. In aufgeblühtem Zustand ist der Blütenstand leicht gewölbt. Beim Aufblühen sowie zum Zeitpunkt der Fruchtreife neigen sich die Doldenstrahlen jedoch zu einer vogelnestartigen Struktur zueinander.
Die Wuchshöhe kann je nach Standortbedingung 20 bis 140 Zentimeter betragen. Im ersten Jahr wird nur eine Blattrosette ausgebildet. Die Blütenbildung erfolgt erst im zweiten Jahr. Die Pfahlwurzeln können bis zu 80 Zentimeter in den Boden reichen und haben eine blassgelbe Farbe. Im zweiten Jahr beginnen die Wurzeln zu verholzen.
Der Stiel der Wilden Möhre ist gerade aufgerichtet und borstig behaart. Die zarten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und dienen insbesondere den Raupen des Schwalbenschwanzes als wichtige Nahrungsquelle. Sowohl die Blätter als auch die Blüten verströmen einen intensiven, typisch karottenartigen Duft. Nach der Blütezeit, welche vom Frühsommer bis in den Frühherbst reicht, bilden sich die Samen. Diese sind Klettfrüchte, welche an Kleidung und Tierfell hängen bleiben und sich dadurch verbreiten.
Volksheilkunde
Die Wilde Möhre wurde von beinahe allen Völkern als Heilmittel eingesetzt. Beispielsweise nutzte man sie bei Nieren- und Blasenerkrankungen, bei Diabetes, bei Menstruationsbeschwerden sowie bei den unterschiedlichsten Verdauungsbeschwerden. Volksmedizinisch wurden die Samen sogar als Verhütungsmittel eingesetzt, wofür heute jedoch weitaus bessere Alternativen zur Verfügung stehen. In der Antike und im Mittelalter galt die Wilde Möhre darüber hinaus als beliebtes Aphrodisiakum.
Auch heute gilt die Pflanze in der Volksheilkunde immer noch als Bereicherung für die Hausapotheke. Ihre Anwendung ähnelt der traditionellen Nutzung, denn die Wilde Möhre gilt als harntreibend, verdauungsfördernd, blutreinigend, beruhigend, schleimlösend, immunstärkend, menstruationsfördernd und blutzuckerregulierend. Somit zeigt sich ein sehr breites Anwendungsgebiet bei den unterschiedlichsten Alltagsbeschwerden.
Die Hauptanwendungsgebiete sind die Stärkung des Immunsystems und der Einsatz bei verschiedenen Magen-Darm-Beschwerden sowie bei Harnwegsinfekten. Auch bei Konzentrationsproblemen und leichten depressiven Verstimmungen kann die Pflanze unterstützen.
Die Einnahme erfolgt gerne über Teezubereitungen. Hierfür können sowohl die Samen als auch das blühende Kraut verwendet werden. Die Wurzel wird hingegen zerstampft und vermischt mit Honig als immunstärkendes Mittel eingenommen.
Kulinarik
In der Küche ist die Wilde Karotte nicht nur aufgrund ihres hohen Vitamin- und Mineralstoffgehaltes eine hervorragende Zugabe. Die Wurzel ähnelt im Geschmack unserer Speisekarotte, ist jedoch etwas milder und süßlicher. Die Blätter und Samen sind hervorragende Gewürze, welche einen petersilien- bis anisartigen Geschmack aufweisen. Funde bei jungsteinzeitlichen Pfahlbauten weisen auf die bereits urzeitliche Verwendung als Nahrungsmittel hin.
Die Wurzel wird im ersten Wuchsjahr gesammelt, bevor die Pflanze ihre Blüten bildet. Zu diesem Zeitpunkt ist sie weich und mild im Geschmack. Sie kann sowohl roh verzehrt werden, als auch in die unterschiedlichsten Gerichte eingearbeitet werden. Wie auch unsere Speisekarotte eignet sie sich sowohl für pikante als auch süße Speisen.
Die Blätter werden vorwiegend als Gewürz sowie als Blattgemüse eingesetzt. Ihr Geschmack ist petersilienartig und eignet sich sehr gut für Salate, Gemüsegerichte, Suppen und Pestos. Auch hier sollten möglichst junge Blätter bevorzugt werden, denn im Alter werden sie herber.
Die Blüten eigenen sich ebenfalls als Gewürz sowie als würzige Dekoration. Sie haben einen unverkennbaren karottenartigen Geschmack. Die Samen entwickeln ein leicht anisartiges Aroma und eigenen sich zum Würzen und Aromatisieren von Gebäck und Likören.
Räuchern
Beim Räuchern hilft die Wilde Möhre, uns zu zentrieren. So wie auch die Mohrenblüte das Zentrum der Blüte darstellt, schaffen wir es mit ihrer Hilfe unseren Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Mit der Räucherung fällt es uns leichter unsere Ziele zu definieren und zu erkennen wie wir sie effektiv verfolgen können. Darüber hinaus hat die Wilde Möhre eine schützende und behütende Wirkung. Dies wird durch die nestartige Struktur der Samenstände ersichtlich.
Habt ihr schon gewusst welche wunderbaren Eigenschaften diese Pflanze hat?
2 Kommentare
Micha · 14. Juli 2024 um 13:43
Wissen über Kräuter darf nicht verloren gehen! Danke für die Erklärung
Carmen Kraft · 15. Juli 2024 um 6:58
Vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass du dieses Wissen auch so spannend findest.