Die Schwarzerle vermittelt in den Wintermonaten einen düsteren und schlafenden Eindruck. Doch der Schein trügt. In ihr schlummern schon viele neue Lebenskräfte, welche nur darauf warten durch die ersten warmen Sonnenstrahlen vollständig zu erwachen. Die Schwarzerle bildet die haselähnlichen Blütenstände bereits im Spätherbst aus, und gehören zu den ersten blühenden Pflanzen des neuen Jahres.

Wir finden die Schwarzerle vorwiegend an feuchten Standorten. Sie kommt in Mooren, Sümpfen, Bruchwäldern und an Feuchtwiesen vor. Sowohl ihre Wurzeln als auch ihr Holz kommen überaus gut mit Feuchtigkeit zurecht. Deshalb wurde das Erlenholz bereits für jungsteinzeitliche Pfahlbauten genutzt. Auch Venedig steht zu einem großen Teil auf Erlenstämmen. Zudem werden die Bäume gerne gepflanzt um Flussufer zu befestigen und Wassererosion zu verhindern. Darüber hinaus dient das Wurzelsystem als wichtiger Schutz- und Lebensraum für viele Fische, Krebse und Amphibien. Da sie mit einem Bein in der Erde und mit einem Bein im Wasser steht, gilt sie ein typischer Schwellenbaum, welcher auch oft in energetisch-magischen Praktiken genutzt wird.

Die deutsche Bezeichnung Schwarzerle stammt von der Nutzung als Färbemittel. Man nutzte die Rinde unter Zugabe von Eisen zum Schwarzfärben von Leder, und stellte aus den Fruchtzapfen goldbraune Tinte her. Der botanische Name ist Alnus glutinosa. Der Gattungsname Alnus leitet sich vermutlich von „alusa“ ab, einem alten Ausdruck für die Farbe Rotbraun. Der Artname glutinosa stammt aus dem Lateinischen und bedeutet klebrig. Dies verweist auf den klebrigen Wachsüberzug der jungen Triebe und Blätter.

Aussehen

Die Schwarzerle gehört zu den Birkengewächsen und wird 100 bis 120 Jahre alt. Im Vergleich zu anderen Bäumen ist die Lebensdauer eher gering, wobei selbst alte Erlenstümpfe in der Lage sind erneut auszutreiben und ihre Lebensdauer dadurch beträchtlich zu verlängern.

Die Schwarzerle wächst sowohl in Baum- als auch Strauchform. Ein Baum unterscheidet sich von Sträuchern dadurch, dass nur ein Hauptstamm vorhanden ist, während bei einem Strauch mehrere Stämme etwa gleich stark ausgeprägt sind. In Baumform erreicht sie eine Höhe von bis zu 30 Meter. Junge Erlen haben eine grün-braune, glatte Rinde. Ältere Exemplare haben eine dunkelgraue bis schwarzbraune, rissige Rinde, was ihr düsteres Erscheinungsbild verstärkt. Ihr Holz färbt sich nach dem Schlagen rötlich, weshalb sie auch als Roterle bezeichnet wird.

Im Sommer trägt der Baum große, dunkelgrüne Blätter. Sie haben eine verkehrt-eiförmige bis rundlich Form und werden bis zu 9 Zentimeter lang und 7 Zentimeter breit. Beim Austrieb sind die Blätter und jungen Triebe etwas klebrig. Im Herbst fallen die Blätter in noch grüner Färbung zu Boden.

Die Blüten der Schwarzerle ähneln jenen des Haselstrauches. Die männlichen Blüten sind 5 bis 10 Zentimeter lange, gestielte Kätzchen mit rotbrauner Färbung. An ihrer Basis entwickeln sich die unscheinbaren weiblichen Blüten. Die typische Blütezeit ist der Vorfrühling, zwischen Februar und April. In milden Wintern können sie jedoch bereits im Jänner aktiv werden. Die Pollen verbreiten sich durch den Wind, was eine Belastung für viele Allergiker darstellt.

Nach der Bestäubung bilden sich aus den weiblichen Blütenständen kleine grüne Zapfen, welche im Laufe des Jahres verholzen. Zwischen den Schuppen sitzen flache Nussfrüchte, welche im Herbst ausreifen und bis in das nächste Frühjahr aus den Zapfen fallen. Ihre Verbreitung erfolgt durch Wasser und Wind.

Schwarzerle (Alnus glutinosa) Blüten
Blüten der Schwarzerle (Alnus glutinosa)

Volksheilkunde

In der Volksheilkunde wird die Schwarzerle gerne aufgrund ihres hohen Gehaltes an Gerbstoffen verwendet. Diese verleihen der Erle ihre zusammenziehenden, entzündungshemmenden und wundheilenden Eigenschaften. Darüber hinaus wirkt sie fiebersenkend und schmerzstillend.

Verwendet werden sowohl die Blätter als auch die Rinde, aus denen man vorwiegend Abkochungen und Tinkturen herstellt. Diese eignen sich zum Einsatz bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie bei leichten Hautverletzungen. Darüber hinaus hat die Schwarzerle eine tonisierende Wirkung, weshalb sie bei Niedergeschlagenheit und Müdigkeit eingesetzt wird. Sie soll auch Linderung bei müden Füßen schaffen, wenn man sich ihre Blätter in die Schuhe legt.

Zur Herstellung eigener Schwarzerlen-Zubereitungen werden die Blätter am besten im Frühling gesammelt, wenn sie frisch ausgetrieben sind. Die Rinde kann ganzjährig gesammelt werden. Im Artikel „Der Schatz vom Flussufer“ aus dem Servus Magazin, findet ihr ein kurzes Rezept für eine Erlentinktur.

Kulinarik

Kulinarisch hat die Schwarzerle eine untergeordnete Bedeutung. Da die Blätter sehr bitter sind, werden sie nur selten verwendet. In geringen Mengen und mit geeigneter Bittertoleranz können sie jedoch roh oder gedünstet den unterschiedlichsten Speisen zugegeben werden. Die unreifen, weichen Zapfen können als Aromageber in Kräuteressig, Kräuteröl oder Kräutersalzen verarbeitet werden. Häufiger ist jedoch die Verwendung des Erlenholzes als Räucherholz, um Fleisch und Fisch ein angenehmes Aroma zu verleihen.

Schwarzerle (Alnus glutinosa) Fruchtzapfen
Fruchtzapfen der Schwarzerle (Alnus glutinosa)

Räuchern

Beim Räuchern verströmen das Holz und die Blätter einen herb-holzigen, aromatischen Duft. Die Schwarzerle bietet sich hervorragend für Schutzräucherungen an. Sie schenkt psychischen, emotionalen und spirituellen Schutz und unterstützt die Abgrenzungsfähigkeit. Dadurch werden Stress und Nervosität vermindert, und Stimmungsschwankungen werden ausgeglichen.

Darüber hinaus eignet sich diese Räucherung für Meditationen, Traumreisen und die Ahnenarbeit. Als Schwellenbaum unterstützt sie uns dabei, Grenzen zu überschreiten und somit zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Die Schwarzerle kann als Vermittlerin zwischen den Welten bezeichnet werden.

Mythologie

In der griechischen Mythologie hat die Schwarzerle ein düsteres Image. Die Legende besagt, dass die Töchter des Sonnengottes Helios ihren Bruder Phaeton dazu überredeten, den Sonnenwagen ihres Vaters anzuspannen. Aufgrund seiner fehlenden Erfahrung konnte Phaeton den Wagen nicht lenken, streifte die Erde und löste dadurch einen Weltenbrand aus. Der erzürnte Göttervater Zeus tötete ihn demzufolge mit einem Blitz. Die betrübten Schwestern setzten sich an einen Fluss und verwandelten sich vor lauter Trauer in Erlen. Die Zauberin Kirke, eine spätere Tochter des Helios, als auch die Nymphe Kalypso wohnten in Erlenwäldern und hielten den Helden Odysseus jeweils für mehrere Jahre fest.

Auch in der germanischen Mythologie hatte die Erle einen dunklen Ruf. Laut einer Sage wohnt das Erlenweib Else, eine Personifizierung der Pflanzenseele, in den Mooren und versucht verirrte Wanderer in ihr Verderben zu reißen. Wenn man das Gedicht „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe liest, kann man diese Legende gut nachvollziehen. Jedoch hat der Erlkönig nichts mit dem Baum zu tun. Es handelt sich hierbei um einen Übersetzungsfehler aus dem dänischen Inspirationstext, welcher vom Elfenkönig erzählt.

Im Gegensatz dazu war den Kelten die Schwarzerle heilig. Viele Ortsnamen mit den Präfix Erl- deuten auf alte keltische Kultstätten hin. Druiden nutzten Erlenwälder um das Elfenreich erfolgreich zu betreten, es aber auch wieder unbeschadet verlassen zu können. Darüber hinaus verwendete man Schwarzerlenzweige als Wünschelrute um Wasseradern und verborgene Schätze ausfindig zu machen.

In der altirischen Mythologie ist die Schwarzerle der Göttin und Geisterkönigin Morrígan zugeordnet welche, begleitet von ihrem Raben, die Seelen der gefallen Krieger vom Schlachtfeld führt. Die Bedeutung als Schutzpflanze zeigt sich in der Bezeichnung „Schild des Kriegers“. Es wurden Schilder und Amulette aus Erlenholz gefertigt um die keltischen Krieger physisch, aber auch spirituell zu schützen. Kindern wurden Erlenzweige in die Wiege und unter Kissen gelegt, um sie zu schützen und Albträume zu vermeiden.

Habt ihr die Schwarzerle schon bewusst wahrgenommen oder sie sogar schon genutzt?


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